Aus welchen Kräften leben wir?

Vaclav Havel schreibt in „Angst vor der Freiheit“:
„Der verborgene Motor
all meines zähen Bemühens treibt mich an, 
und mein verzweifeltes Sehnen nach Ordnung ist es,
das mich immer wieder
in die unwahrscheinlichsten Abenteuer treibt.“
Woher entspringt die Kraft, den Anforderungen des Lebens in unserer Zeit gewachsen zu sein?
Auf diese Frage gibt es kein Rezept, kein erstens, zweitens, drittens und aus der Sicht der Logotherapie und Existenzanalyse überhaupt kein Regelwerk, wie es Maschinen benötigen, um zu funktionieren.
Menschen funktionieren nicht – sie sind lebendig und daher können sie Freude und Trauer, Fröhlichkeit und Schmerz empfinden. 
Welches Empfinden löst die Frage nach der Kraft in mir aus? Nein, bitte nicht schnell antworten – – – bitte Zeit nehmen für einige Signale, die  Körper und  Seele schenken. Na gut, manchmal sind diese Hinweise kein Geschenk. . . .
Dennoch und Trotzdem!!
Vielleicht lädt die Frage zum Innehalten ein? Vielleicht löst sie bei einigen Ärger aus und die Verärgerten lesen nicht mehr weiter. Das wäre schade. Denn diese Frage richtet sich an unser persönliches Mensch-Sein und an unser ureigenstes Interesse, wie wir – wegen aller Herausforderungen – miteinander leben wollen.
Von einer treuen Leserin unseres Newsletters bekamen wir ein Buch geschenkt „Die Kraft zu leben“. Es ist 1963 erschienen und an diesem Geschenk lassen wir serh gerne alle Interessierten gerne teilhaben.
nicht mehr zu glauben vermag, ist verloren.“
„Das Licht im anderen entzünden heißt vor allen Dingen, 
ihm lauschen können. 
Erst wenn wir verstanden haben,
was er eigentlich meint, wissen wir auch,
von welchem Ausgangspunkt er denkt.
Erst durch diesen Respekt vor dem anderen
ist die Überwindung der Atmosphäre des Misstrauens, 
in der wir leben, möglich. 
Der Mensch ist imstande,
diese Atmosphäre des Vertrauens zu verwandeln.
Max Tau, in: Die Kraft  zu leben

In diesem Buch aus dem Jahr 1963 kommen viel Menschen zu Wort. Viktor E. Frankl und Karl Jaspers auch. Die beiden haben sich gut gekannt und aus dem Beitrag von Karl Jaspers – er war Arzt und Philosoph – haben wir einige Anregungen notiert:
„Vielleicht weiß ich gar nicht, aus welchen Kräften ich lebe. Das Mögliche scheint die Rückbesinnung auf das, was ich erfahren habe. Von dieser Erfahrung lässt sich erzählen. Sie ist in ihrer Einmaligkeit nicht identisch wiederholbar.“
Gerade, weil das einmalige Leben eines anderen niemals wiederholbar ist, kann es uns dennoch als Inspiration dienen. Jaspers schreibt, dass seine Eltern eine Kraftquelle waren: 
„Die Erziehung geschah durch unbeabsichtigtes Vorbild, in einer unreflektierten Weisheit und in wundersamer Heiterkeit.“
„Wundersame Kraftquelle ist die Anschauung großer Menschen.“
„Ich war für meine Person selten enttäuscht, vielmehr überrascht, was mir von innen und außen vergönnt war. Der klare Verzicht auf das wirklich  Unmögliche ließ einen Spielraum, in dem mehr Chancen lagen, als ich vorher denken konnte.“
„Wundersame Kraftquelle ist die Anschauung großer Menschen.“
Eine dieser wundersamen Kraftquellen ist eine große Frau: DDr.hc Eleonore Frankl
Elly Frankl feiert am 6. November 2025 ihren hundertsten Geburtstag. Sie war 50 Jahre mit Viktor Frankl verheiratet und begleitete ihn auf sämtlichen Reisen in alle fünf Erdteile.
In einem Gespräch erzählte sie: „Als ich Viktor kennengelernt habe, war er verzweifelt und ich war zwanzig Jahre jünger. Ich kannte Krieg und Hunger und wollte einfach leben. Das muss ihm wohl gefallen haben.“
Auf die Frage, was sie jungen Menschen heute gerne sagen möchte, sagte sie: „Ich denke, die jungen Menschen haben es heute schwer. Irgendwie sind die meisten privilegiert. Doch woher sollen sie wissen, wie es anders sein könnte, wenn sie es nie kennengelernt haben.“

die absolute Unbeschwertheit im psychologischen Sinne ebenso wenig wie die absolute Schwerelosigkeit im physikalischen Sinne,
und anscheinend kann er im sinnlosen Raum
ebenso wenig wie im luftleeren Raum existieren.
Wie sehr Gedanken anderer, uns selbst ermutigen können – sofern man sich auf das Nachdenken einlässt – haben alle erlebt, die ähnliche Erfahrung gemacht haben. Allerdings denken können wir Erfahrungen nicht. Erfahrungen spüren wir leibhaftig. Das „Geschenk der Erkenntnis“ erleben wir erst, wenn wir offen sind für neue Ideen – auch wenn diese von anderen bereits gedacht und aufgeschrieben worden sind.
Und noch einmal wurden wir beschenkt. Diesmal mit Gedichten von Inge Schneider aus Mannheim. Wir danken herzlich, dass wir dieses öffentlich machen dürfen.
in deren Gegenwart
mir behaglich wird
Deren Anwesenheit
auch meine Zimmer immer noch spüren
nachdem sie längst gegangen sind
