Beiträge mit Sinn

Von der tragischen Reduktion der Sinnlehre Viktor E. Frankls

Das Menschenbild, welches einer Therapierichtung zugrundliegt ist wesentlicher als alle methodischen Zugänge, welche in Therapie und Beratung angewendet werden. Wir leben in einer Zeit der schnellen Rezepte und der Gier nach noch schnelleren Lösungen. Gründliches Nachdenken ist nicht gefragt.

Dennoch suchen und sehnen sich Menschen nach der Sinnlehre von Viktor E. Frankl.
Dem Menschenbild der Logotherapie und Existenzanalyse liegt vorrangig die Freiheit in Verbindung mit Verantwortung zugrunde. „Was die Existenzanalyse letztlich will, ist solche Selbstbesinnung des Menschen auf seine Freiheit, und was die Logotherapie letztlich will, ist die Selbstbestimmung des Menschen aufgrund seiner Verantwortlichkeit und vor dem Hintergrund der Sinn- und Wertewelt.“
Viktor E. Frankl, Der leidende Mensch, Bern Seite 145

Mit dem „Antilogotherapeutischen“ meinte Viktor Frankl vorrangig, die Reduktion des Menschen auf Körper und Seele. Für Viktor Frankl war die geistige Dimension, die eigentlich menschliche, zu der nur Menschen und keine Tiere fähig sind. Doch das Geistige ist nicht der Verstand. Die geistige Dimension zu erklären, dazu ist der menschliche Verstand nicht in der Lage. Am ehesten bekommt man eine Ahnung, wenn man verschiedene Begriffe dem Geist oder dem Verstand zur Seite stellt. Spricht Viktor Frankl von der „geistigen Person“, dann verbindet er damit die Überzeugung, dass es in jedem Menschen einen Wesenskern gibt, der unzerstörbar ist und der auch nicht verletzt werden kann.



Die Klarstellung dieser Unterschiede verhindert der Begriff Existenzanalyse, der von der GLE nach wie vor verwendet wird, obwohl Viktor Frankl diesen Begriff bereits in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts erwähnte. Mehr als dreißig Jahre später kümmert es die Verantwortlichen der GLE nur wenig, wie auf den Webseiten dieser Vereinigung zu lesen ist.

„Der Mensch ist immer mehr, als er von sich und ein anderer von ihm weiß!“ Von Karl Jaspers, einem Philosophen, mit dem Viktor Frankl in regem Austausch gestanden hat, ist dieser Gedanke.


Dieses „Mehr“ hat an Ansehen verloren, seit der Mensch in den Industrieländern überwiegend auf seine Funktionen reduziert wurde. Auf seine rentable Nützlichkeit, die manchmal von einer sinnvollen Tätigkeit weit entfernt ist.

Dies hat dazu geführt, dass derzeit in vielen Bereichen das persönliche Wohlfühlen im Mittelpunkt steht und nicht ein Wofür, welches den Gemeinsinn stärkt.



Wir danken Alexander Batthyány und Anna Kalender für das Überlassen der Texte aus ihrem Buch.
Die Zusammenfassung hat Inge Patsch erstellt.

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