Monatsgedanken

MAI 2025


Der Überfluss an Informationen mahnt eher zur Begrenzung als zur Offenheit. Doch um sich selbst inspirieren zu lassen, braucht es Interesse und das Bewusstsein, dass man nur über wenige Dinge wirklich gut Bescheid weiß. Wer interessiert ist, wählt konkret aus, hört anders Radio oder Podcasts, liest Texte anders und begegnet Menschen offener. Mit „anders“ ist gemeint, man folgt nicht nur der eigenen – bereits bekannten – Meinung und kann auf schnelle abwertende Kritik verzichten. Zugegeben bei manchen Überschriften verzichtet man aufs Lesen.


Die Offenheit ist ähnlich einem Raum mit Fenstern und Türen. Offenheit hat nichts mit einer Weite zu tun, in der alles möglich und nichts fix ist. Diese Haltung würden wir eher als Willkür bezeichnen. Offenheit bedeutet, mir ist der gute Raum meiner Werte bewusst. Meistens haben Räume vier Wände und diesen vier Seiten könnten wir vier Werte zuordnen, die unverrückbar sind und vielleicht als imaginäre Schrift auf der Mauer stehen.

Dies ist nur eine Auswahl. Es ist völlig verständlich, dass diese „vier Wände“, die einzelnen Orientierung bieten für jeden Menschen unterschiedlich sind. Ebenso verständlich ist, dass sie sich im Laufe des Lebens verändern. Ganz ähnlich der Farbe, die das gewohnte Weiß der Wände bunt färbt.
Um offen zu sein, ein Fenster oder eine Tür zu öffnen, helfen Ratgeber wenig, falls diese uns weder berühren noch zum Nachdenken anregen. Zum Nachdenken brauchen wir Zeit. Zum Geschichten erzählen brauchen wir Zeit. Um Geschichten zu lesen brauchen wir Zeit.


Wie viel Zeit gönnen Sie sich, um Geschichten zu lesen?
Also eine Geschichte mit jenem Interesse zu lesen, dass ich fähig bin zu erkennen, auf welche Weise mich der Inhalt inspiriert?




Heinrich Böll schrieb die „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“
Ein Fischer sitzt am Ufer schaut aufs Meer und dann stört ihn das Klicken einer Kamera. Ein Tourist fordert ihn auf, dass er doch aufs Meer fahren könne und Fische fangen. Wenn er mehr arbeiten würde, könne er sich mehr kaufen. Der Fischer fragt: „Und dann?
„Dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen – und auf das herrliche Meer blicken.“
„Aber das tu‘ ich ja schon jetzt“, sagt der Fischer, „ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört.“
Falls Sie sich Zeit nehmen und die ganze Anekdote in Ruhe lesen wollen, hier ist der LINK >>>



Wesentlich dabei wäre die Frage: Was löst die Geschichte in mir aus?
Stellen Sie sich die Frage: Was berührt mich an dieser Anekdote? Was irritiert mich? Was ärgert mich?
Falls Sie sich diese Fragen stellen und nach eine persönlichen Antwort suchen, erfahren Sie mehr über sich selbst. Vielleicht eine Eigenschaft, die Ihnen bisher nicht bewusst gewesen ist.
Es geht weder um eine Bewertung noch um eine Begründung, wozu diese Anekdote sinnvoll oder sinnlos sei.
Das Schöne und Wertvolle an uns Menschen ist, die Verschiedenheit unserer Ansichten und der Austausch dieser unterschiedlichen Blickwinkel.

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