Diese Monatsgedanken sind ein Gemeinschaftswerk von Mitgliedern unseres Vereins.
Wer nichts anzweifelt, prüft nichts.
Wer nichts prüft, entdeckt nichts.
Wer nichts entdeckt, ist blind und bleibt blind.
Teilhard de Chardin
Ein Podcast von Juan Moreno mit dem Titel „Können Juden besser streiten, Mirna Funk?“ hat uns zu einem regen Austausch geführt. Wir erlebten in den unterschiedlichen Sichtweisen die Freude, den Gemeinsinn zu beleben. Der Gemeinsinn steht im Mittelpunkt unserer diesjährigen Tagung im Oktober in Tirol.
Diese Monatsgedanken könnten anregen, wie wertvoll jene Inspiration ist, die zum Nachdenken anregt und die Bereitschaft stärkt, gewohnte Sichtweisen zu befragen.
„Das Judentum will niemanden bekehren, ist jedoch stark dialogisch aufgebaut.“ Dieser Gedanke von Mirna Funk steht für uns in unmittelbarem Zusammenhang mit der Sinnlehre der Logotherapie. Viktor Frankl wollte niemanden bekehren, doch er hat leidenschaftliche Gespräche geführt. In der Feststellung, dass nicht wir dem Leben Vorschriften machen, sondern das uns das Leben fragt, spricht Viktor Frankl jedem seine Freiheit zu, die er selbst zu verantworten hat.
„Bei dem Streit geht es nie darum, dass der eine Recht und ein anderer Unrecht hat. Um des Himmels muss gestritten werden, um in den widersprechenden Interventionen der Wahrheit näher zu kommen.“
Mirna Funk im Podcast
Um überhaupt zweifeln zu können, braucht es ein Fundament, einen Standpunkt, welcher den Zweifel zulässt. Um eine Brücke zu bauen braucht es auf beiden Seiten ein Fundament. Würde man nur an der eigenen Ansicht „bauen“, würde ein Turm entstehen, der in den Himmel ragt. Bleiben wir im Bild der Brücke, dann verlangt das Fundament beides: Den eigenen Standpunkt und das Wahrnehmen des Anderen. Sowohl die eigene Sichtweise kann man anzweifeln als auch den Standpunkt des anderen. Der Zweifel rüttelt an fixen Überzeugungen und könnte zur eigenen Befreiungsarbeit beitragen, vorausgesetzt, Berührbarkeit und Interesse sind vorhanden.
was uns trennt, unsere Überzeugungen.
Mirna Funk schreibt in ihrem Buch: „Wir kommen der Wahrheit nur dann nahe, wenn wir zwei gegensätzliche Positionen in uns vereinen können, ohne innerlich zu zerreißen. Viele Menschen sind vollkommen unfähig, mehr als die eigene Position zuzulassen, geschweige denn zu denken.„
Sich hie und da den auftauchenden Zweifeln zu widmen ist eine sehr lohnende Aufgabe. Diese Arbeit an der eigenen Innenwelt lässt uns erkennen, wie erstarrt wir manchmal geworden sind. In unserer Gesellschaft herrscht seit vielen Jahren eine allgemeine Überzeugung, dass dann, wenn wir bestimmte Regeln befolgen würden, ein geglücktes Leben automatisch die Folge ist. Diese Sichtweise mag in bestimmten Bereichen, die genau berechnet werden können stimmen. Für jene Fragen, die uns das Leben täglich von Neuem stellt, gilt dies nicht. Das Leben ist viel zu komplex und es lässt sich nicht auf allgemein gültige Verhaltensregeln reduzieren.
und diese Brücken tragen,
und auf diesen Brücken bewegt sich der Geist der Zeit –
der Geist der Zukunft ist.
„Jede Person, mit der wir sprechen, ist angefüllt mit eigener Geschichte. Einer Geschichte, zu der wir niemals einen vollständigen Zugang haben werden. Und trotz dieses fehlenden Zugangs muss diese Geschichte, obwohl wir von ihr nicht wissen, immer mitgedacht werden.“
Das klingt wunderbar, doch jede und jeder weiß, wie schwierig das Beachten der Geschichte des anderen ist, wenn man selbst angefüllt ist mit eigenen Gedanken. Ratgeber behaupten, es sei nicht so wichtig, was einem widerfahren ist, es komme nur darauf an, wie man damit umgeht. Auf diese Weise entstehen gut gemeinte Ratschläge, die selten wirklich gut sind. Denn im Moment, in dem man selbst wieder einmal mit einer Lebenssituation überfordert ist, sehnen wir uns nur danach, verstanden zu werden.
Vor lauter Erleichterung und Dankbarkeit, dass uns jemand versteht, könnte es sein, dass es uns ähnlich geht, wie in dieser Geschichte:
Welchem Guru dienst du?
Eines Morgens erwacht ein Mann in Ketten und weiß nicht, wie er sich davon befreien soll. Jahrelang sucht er nach jemandem, der sie ihm abnehmen könnte. Irgendwann kommt er an der Werkstatt eines Schmieds vorüber, sieht, dass dieser Eisen bearbeitet, und bittet ihn, ihm zu helfen. Mit zwei Schlägen sprengt der Schmied die Ketten. Der Mann ist ihm so dankbar, dass er für ihn zu arbeiten beginnt. So wird er sein Diener, sein Sklave und bleibt für den Rest seiner Tage… an den Schmied gekettet.
Von anderen zu lernen kann nur dazu dienen, selbst befreiter zu leben und nicht alles zu glauben, was derzeit in Mode ist. Aus dieser Befreiung zum Lebendigen entsteht dann grundlegendes Verständnis, heitere Gelassenheit und das Interesse an der Sichtweise anderer Menschen.
Sollte dieses Thema nicht geeignet sein, Sie zu inspirieren, dann bieten wir Ihnen hier einige Möglichkeiten, sich inspirieren zu lassen. Ihr Interesse wecken können wir nicht und ob wir Ihre persönlichen Standpunkte stärken und nicht, das können nur Sie selbst entscheiden.
Wir bieten Anregendes zur persönlichen Befreiungsarbeit von erstarrten Überzeugungen. Die Podcast klären auf, ordnen ein und geben teilweise Antworten auf oft hoffnungslos erscheinende Fragen bzw. Themen.
Für uns interessante Podcasts, die wir alle selbst gehört haben:
man scheint nicht zu wissen, dass man es wirklich hat
und zweifelt daran.
Je berühmter jemand ist, desto weniger glaubt man es.
Die Seele sagt, ich will das ja, aber bin ich gut genug?
Habe ich genug in mir?
Die Bekanntheit hat mit Public relation zu tun
und nicht mit dem Talent.
Es gibt sehr viele Leute, die haben großes Talent
und niemand kennt sie.