Andere verstehen
Diese Monatsgedanken hat Inge Patsch geschrieben.
Im Mai fand in Innsbruck das Journalismusfest statt und ich konnte bei einigen Veranstaltungen zuhören und alle Journalistinnen und Journalisten haben mich mit ihrem Wissen und in ihren Erzählungen über ihre Arbeit berührt und ermutigt, darüber in unseren Monatsgedanken zu schreiben. Zum Thema: Migrationsmetaphern Sprachen und Ideologien des Rechtspopulismus fand ich das Gespräch zwischen Daniela Ingruber, Hasnain Kazim und Dajana Mehadžić außerordentlich bereichernd und sehr erkenntnisreich. Betroffen hat mich gemacht, wie groß der Einfluss der sogenannten Boulevardzeitungen ist und wie dadurch Hass und Hetze auf unsere Gesellschaft übergreift.
Woran die große Beliebtheit dieser Medien liegt, dazu konnten alle Anwesenden im Saal ihre Meinung abgeben.
Nebenstehend ist eine Auswahl der Antworten. Jene Begriffe, die gut lesbar sind, wurden von mehreren im Saal abgegeben.
Daniela Ingruber, bezeichnet sich selbst als Nomadin – ein schönes Wort. Sie pendelt zwischen Wissenschaft, Journalismus und Geschichten erzählen und arbeitet als Demokratie- und Kriegsforscherin am Institut für Strategieanalysen in Wien. In einem Artikel, der auf ihrer Homepage zu finden ist, schreibt sie:
Von der Demokratie wird viel gefordert, man will aber wenig dafür geben. Sie hat so zu sein, wie sie gefällt – voller Freiheiten und Rechte, aber ohne Pflichten.
Politische Bildung könnte einige der durcheinandergeratenen Begrifflichkeiten zurechtrücken. Sie könnte Rechte und Pflichten der Demokratie aufzeigen und verstehen helfen, dass Demokratie letztlich zerbrechlich ist
Die oberflächliche Befriedigung, einen Schuldigen gefunden zu haben, davon leben reißerische Schlagzeilen. Völlig verständlich ist, dass diese Buchstaben mehr Aufmerksamkeit erregen, als ein Text, für den wir Zeit zum Lesen und Ruhe zum Nachdenken brauchen.
Daher wird auch die Bereitschaft, andere verstehen zu wollen, stark reduziert und einige meinen sogar, sie seien im Besitz der Wahrheit.
Die Versuchung ist groß, unterschiedliche Ansichten und gegensätzliche Standpunkte als Mängel oder als Fehlverhalten zu interpretieren.
Mit der Bereitschaft andere Meinungen und fremde Sichtweisen verstehen zu wollen, gewinnt man derzeit keinen Beliebtheitswettbewerb. Manche sind in ihrer Meinung so festgefahren, dass ein offenes Gespräch nur sehr schwer möglich ist.
Eva Menasse schrieb im Mai einen lesenswerten Artikel in DIE ZEIT: „Es kostet uns den Verstand“
Die Emotionen runterzufahren genauso
wie die Sicherheit im Aburteilen anderer.
Mit Gewissensprüfungen bei sich selbst anzufangen.
Gebot der Stunde:
Großzügigkeit, Großmut, GelassenheiT
Ich habe keine Ahnung, wie man bereits entstandene Missverständnisse in die Bereitschaft zu einem gegenseitigen Verstehen führen kann. Jede und jeder kann nur bei sich anfangen. Für eine Horizonterweiterung ist Inspiration von anderen erforderlich und mir fällt dazu ein Gedanke aus einem Gespräch zwischen Viktor E. Frankl und Pinchas Lapide ein.
aber sobald einer Wahrheit
mit dem bestimmten Artikel die besetzt,
läuft er Gefahr arrogant zu werden oder
in einen unmenschlichen Absolutismus zu verfallen,
der uns relativen Menschenkindern nicht zusteht.
Lass das mal den Staat machen
Anlässlich des Journalismusfestes in Innsbruck fand der Podcast Servus. Grüezi. Hallo. in Innsbruck statt. Matthias Daum aus Zürich, Florian Gasser aus Innsbruck oder Wien und Lenz Jakobson aus Berlin reden in ihrer 300. Folge des Alpenpodcasts über das, was Schweizer, Österreicherinnen und Deutsche vom Staat erwarten.
Einige von unserem Verein waren life dabei. Der große Saal im Agnes-Heller-Haus fast 600 Personen und aufgrund des großen Zuspruchs konnten nicht alle teilnehmen. Den Podcast gibt es zum Nachhören
Florian Gasser erwähnt, dass es genügend Beispiele für Defizite gibt, doch für den Hausgebrauch ist es in Österreich okay. Man bekommt Termine beim Amt, ohne zu warten, es werden Familien relativ stark gefördert, die Bildung ist niederschwellig zugänglich, die Verwaltung könnte besser sein, aber jede Verwaltung könnte besser sein, doch im Vergleich mit Deutschland und Schweiz ist es bei uns schon ganz gut.
Wer nicht so viel Zeit zum Hören des gesamten Podcasts hat, der findet bei ca. 55 Minuten diese Gedanken.
UMBERTO ECO – EINE BIBLIOTHEK DER WELT
Ein sehenswerter Film für alle, die Bücher lieben.
„Bibliotheken sind das gemeinsame Gedächtnis der Menschheit.
Das Internet wird die Buchkultur ebenso wenig zerstören, wie der Jazz die klassische Musik ausgelöscht hat. Wir haben 500 Jahre alte Bücher, die aussehen wie frisch gedruckt. Aber wir wissen nicht, wie lange elektronische Medien halten. Unsere Computer sind nicht in der Lage prähistorische Floppy-Disks zu lesen.“ Umberto Eco