Monatsgedanken

August 2025

Ruth Bader-Ginsberg war von 1993 bis 2020 Richterin am Supreme-Court in den USA. Sie studierte Rechtswissenschaften an der Harvard Universität und war eine von neun Studentinnen unter mehr als fünfhundert Männern. Der Film „Die Berufung“ erzählt ihre Lebensgeschichte. Sie hatte wohl jede Menge Schwierigkeiten zu bewältigen und so ist ihr Gedanke, dass Hindernisse manchmal als Glück betrachtet werden können, nachdenkenswert.
Findet mich das Glück? Diese Frage dreht die Suche nach dem Glück. Ähnlich ist es in der Sinnlehre bei Viktor Frankl, wenn er uns zumutet, dass das Leben uns fragt und wir die Antworten geben dürfen, sollen oder müssen. Die Frage „Findet mich das Glück?“, stammt aus dem Gespräch auf der Blauen Couch“ mit Nikodemus Schnabel. Er ist Abt im Benediktiner Kloster auf dem Berg Zion in Jerusalem.


Niemand ist ausschließlich aus eigener Kraft dort angelangt, wo er momentan ist. Wir leben, weil Eltern, Großeltern und viele andere Menschen, denen wir in unserer Kindheit begegnet sind, für uns gesorgt haben.
Das Leben bietet uns Fragen mit unterschiedlichen Perlen an.
Wer sich von der Frage „Findet mich das Glück?“ zum persönlichen Nachspüren einladen lässt, wird Begegnungen mit Menschen finden, die ihn ahnen lassen, was Glück bedeutet.

Wer hat mich im Laufe meines Lebens ermutigt?
Wer oder was hat mich inspiriert?
Von wem habe ich gelernt, Nöte von Menschen wahrzunehmen?

Wer hat mich ein Stück meines Weges begleitet?
Was sehe ich erst heute – im Blick zurück – als Glück?




Sehr oft sind gute Fragen wesentlich sinnvoller als Hinweise, was man tun soll.
Theodore Zeldin, ein Historiker, stellt außergewöhnliche Fragen in seinem Buch „Gut leben, ein Kompass der Lebenskunst“.
Was ist das große Abenteuer unserer Zeit?
Wie kann man dem Mangel an Seelengefährten abhelfen?
Wie lassen sich Vorurteile überwinden?
Wie kann man über die Zukunft nachdenken,

ohne sie vorhersagen zu wollen oder Ängste zu schüren?




Natürlich ist es herausfordernd sich – angesichts der Weltlage – für Aktuelles zu interessieren und oft ist die Betroffenheit größer als das Unbegreifliche, wozu Menschen an Grausamkeiten fähig sind. Dennoch gleicht es einem Leben im Wolkenkuckucksheim, sich für nicht mehr zu interessieren als das eigene Wohlbefinden.
In ihrer Festspielrede blickt Anne Applebaum auf die Geschichte: „Der Zweite Weltkrieg endete vor 80 Jahren. Die Sowjetunion ist vor mehr als 30 Jahren untergegangen. Europa hat sich seither vereint. Weder die Sowjetkommunisten noch die Nationalsozialisten sind heute eine Bedrohung. Dennoch würde ich behaupten, dass die Zivilgesellschaft mit ihren freien Vereinigungen, ihrer künstlerischen Freiheit und der Freiheit, die uns selbstverständlich geworden ist, heute in aller Welt wieder in Gefahr ist, und zwar mehr als je zuvor in den letzten beiden Generationen.“

Gedanken von Viktor Frankl aus einer Rede im Jahr 1946: „Das große Heilmittel für die seelische Not dieser Zeit ist das Vertrauen: aber nicht nur das Vertrauen zum Anderen, das sein Vertrauen zu uns bewirkt, sondern auch das Selbstvertrauen – das Vertrauen des österreichischen Volkes in die Werte seines ewigen Geistes, seiner unsterblichen großen Geister. Sie haben auch in Zeiten politischer Machtlosigkeit gewirkt und die Achtung vor ihrer Nation als einem Kulturträger erwirkt, und solche Geister kann und wird es auch wieder geben. Aber auf sie warten, hieße wieder, der eigenen Verantwortung und Verpflichtung sich entheben wollen.“


Das Glück findet uns auch in den Gesprächen mit Menschen, denen es nicht egal ist, wie zerbrechlich unsere Demokratie geworden ist.

Wir sollten unser Interesse am Wert der Demokratie steigern und dazu eignen sich besondere Gespräche. In den „Sternstunden der Philosophie“ spricht Barbara Bleisch mit Jagoda Marinic, Oliver Zimmer und Jonas Lüscher.

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