Beiträge mit Sinn

Allerheiligen – eine Zeit zum Nachdenken und Innehalten

Dieser Text stammt von Barbara Schmidhofer und wir danken herzlich für Ihre Offenheit mit uns Ihre Erfahrung zu teilen.
Barbara, wir wünschen dir von Herzen nur das Beste!

Der Herbst hat Einzug genommen. Die Blätter verfärben sich und leuchten in ihren prächtigsten Farben. Die Sonnenstrahlen haben nicht mehr die Intensität des Sommers, hüllen uns aber noch in einen wärmenden Mantel. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger.

Langsam neigt sich das Jahr zu Ende und zum ersten Mal berührt mich dieser 1. November – Allerheiligen – in einer ganz besonderen eigenen Weise.
Es ist der Tag, an dem die katholische Kirche den Verstorbenen gedenkt. Die Menschen strömen auf die Friedhöfe, stehen an den Gräbern ihrer Verstorbenen und beten für sie.

Für mich hat dieser Tag eine andere Bedeutung bekommen. Wir sollten nicht nur unserer Verstorbenen gedenken, sondern wir sollten uns auch mit unserer eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen. Denn so wie sich das Jahr zu Ende neigt, neigt sich auch unser eigenes Leben einmal dem Ende zu und wir alle sollten uns mit unserer eigenen Sterblichkeit früh genug beschäftigen.

In diesem Jahr musste ich mich mit dem Sterben sehr intensiv auseinandersetzen. Ich durfte meinen Vater, der an Krebs erkrankt war, bis zu seinem letzten Atemzug begleiten. Ich habe die letzten 3 Wochen seines Lebens sehr intensiv mit ihm verbracht und dies war ein ganz besonderes Geschenk. In den Momenten des Zusammenseins und der Pflege spürten wir die Liebe und Herzensverbindung zueinander mehr als je zuvor und es ist diese Herzensverbindung, die über den Tod hinaus bestehen bleibt.

Zwei Wochen nach seinem Tod bekam ich die Diagnose Krebs und nun wurde ich an meine eigene Endlichkeit erinnert.  Es ist ein komisches Gefühl, sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen, vor allem, wenn man glaubt, man hätte noch genug Zeit. Aber wie schon in Kohalet steht:



Ich habe den Koffer für meine letzte Reise gepackt. Ich habe mir gut überlegt, was ich alles mitnehmen möchte. Ich habe auf mein bisheriges Leben zurückgeblickt und durfte erkennen, wie viel Wundervolles ich schon erlebt habe, wie reich ich trotz vieler Schwierigkeiten  beschenkt wurde, wie vielen tollen Menschen ich begegnen durfte und einzigartige Freunde ich gewonnen habe, wie viel Glück und Freude ich neben Schmerz und Trauer erfahren habe. Ich blicke mit einer tiefen Dankbarkeit und Zufriedenheit auf mein Leben zurück. Ich habe mein Begräbnis geplant, meinen eigenen Nachruf geschrieben und bin jederzeit bereit, meine letzte Reise anzutreten.

Die Aussicht auf den eigenen Tod mag erschreckend sein, und doch ist es diese Endlichkeit, die unser Leben erst sinnvoll macht, die uns Sinn in unserem Leben finden lässt. Die uns erkennen lässt, was uns wichtig und wertvoll ist.

Das Jahr neigt sich zu Ende, auf den Herbst folgt der Winter und danach beginnt ein neues Jahr. Niemand von uns weiß, wie viele Jahre wir noch erleben dürfen, wann unsere Zeit gekommen ist, aber mit einem gut gepackten Koffer für die letzte Reise brauchen wir uns nicht zu fürchten und ein jedes neue Jahr ist ein wunderbares Geschenk und bietet uns die Möglichkeit, es sinnvoll zu gestalten..

Allerheiligen – eine Zeit zum Nachdenken und Innehalten über die Endlichkeit des Lebens.


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