Monatsgedanken

Juli 2023

Ein Mensch darf seinen kleinen Vogel haben. Nur er darf bei seinen Mitmenschen nichts Schlimmes damit anrichten.
Loki Schmidt

„Gegensätze ziehen sich an.“
„Gleich und gleich gesellt sich gern.“

Wir brauchen Gleichgesinnte und gegensätzlich Denkende. Wir brauchen Menschen, mit denen wir unsere Interessen und Wertvorstellungen teilen und verwirklichen können. Gemeinsam können wir uns zu leidenschaftlichem Engagement ermutigen. Ebenso brauchen wir Menschen, die nicht der gleichen Meinung sind. Aufgrund ihrer Sichtweise könnten wir unseren Horizont erweitern oder lächelnde Distanz üben ohne zynisch zu werden. Wie bereichernd die Unterschiede im Miteinander sein können, zeigt sich meistens dann, wenn wir entdecken, dass jede und jeder einen eigenen Vogel hat. Mit Vogel sind Überzeugungen gemeint oder Vorlieben oder auch Wertvorstellungen, von denen es abhängt, ob man sich selbst noch in den Spiegel schauen kann oder wegschauen muss, weil man sich vor sich selbst geniert.

Zu den großen Missverständnissen unserer problemlösungs-fanatischen Zeit gehört, zu meinen, wenn man eine belastende Beziehung beendet hat, ginge es einem gut. Dies von sich zu verlangen gleicht einem Verrat an sich selbst und wertet die gute Zeit ab, die man miteinander erlebt hat. Es ist kaum vorstellbar, dass es einem wirklich gut geht, wenn eine Partnerschaft oder eine Freundschaft endet. Viktor Frankl hat sicher Recht, wenn der davon spricht, dass wir nicht am Leben verzweifeln, sondern an den Vorstellungen, die wir vom Leben haben. Doch über einen mehr oder weniger langen Zeitraum hat man viel – aus der Sicht des eigenen Vogels – zu einem gelungenen oder auch weniger gelungenen Miteinander beigetragen. Wird Rücksichtnahme und Verzicht nur von einer Seite verlangt, kommen Beziehungen in einer Schräglage. Die logische Folge sind verzweifelte und einsame Stunden, in denen bisher gelebte Gewohnheiten nicht mehr sinnvoll sind.



Große Denker der Vergangenheit sind eine Art „Verleihanstalt für Weisheit“. Dazu gehören nicht nur Zitate, Texte oder Gedichte, sondern auch Geschichten.


Ein gelehrter Professor sucht einen Mönch auf. „Sag mir was ist Weisheit?“ fordert er ihn auf. Der Mönch antwortet nicht. Er bittet den Professor Platz zu nehmen, stellt eine Tasse vor ihn auf den Tisch und beginnt, Tee einzuschenken. Die Tasse wird voller und voller und der Tee fließt schließlich über, doch der Mönch gießt ungerührt weiter.

Der Professor sieht ihm zunächst nur verdutzt zu, aber da der Mönch gar nicht mehr aufhören will, ruft er schließlich: „Halt, halt, sie ist doch voll!“

„So ist es“, antwortet der Mönch, „und auch du bist voll, voll mit Meinungen, Vorstellungen, eigenen Ansichten und Vorurteilen. Wie willst du aufnehmen, was Weisheit ist, wenn du nicht zunächst deinen Kopf leerst?“





Was wir ändern können und sollen,
das sind wir selber;
unsere Ungeduld, unseren Egoismus,
unser Beleidigtsein,
unseren Mangel an Liebe und Nachsicht.
Hermann Hesse

Dieses Ändern ist eine Herausforderung und ähnlich schwierig, wie die Besteigung des Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff.
Für diesen Weg sind verständnisvolle Menschen und verschiedene Wegweiser sinnvoll.

Wir selbst sollten uns einen Gedanken von Natalie Knapp zu Herzen nehmen:
Denken und sagen Sie statt „Ja, aber.“

„JA, UND!!!“

„Die wichtigste Aufgabe besteht also darin, eine Atmosphäre zu schaffen, in der gemeinsames Denken und gemeinsames Handeln überhaupt möglich wird.“
Natalie Knapp

Von und mit Natalie Knapp und Ulrich Schnabel gibt es ein bereicherndes Gespräch zum „Üben anderer Vogelperspektiven“

Die Symphonie der Wahrheit mit Ulrich Schnabel und Natalie Knapp



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